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Blick hinter die Kulissen: Ein Interim Manager über sein Projekt im internationalen Einkauf

Interview mit Sascha Walleser über seinen Einsatz als Interim Einkaufsleiter bei einem namenhaften E-Bike Hersteller in der Schweiz.

Blick hinter die Kulissen: Ein Interim Manager über sein Projekt im internationalen Einkauf
 

Von Naturkatastrophen, Handelskonflikten und künstlicher Intelligenz

 

Interview mit Sascha Walleser, Geschäftsführer der Walthan AG

 

Was war für Sie die größte Herausforderung in dem Projekt?


Die E-Bike-Branche war für mich zunächst unbekannt, obwohl der Umgang mit Lieferanten in allen Industrien grundsätzlich ähnlich ist. Seit Mitte 2023 befindet sich die E-Bike-Branche in einer unsicheren Situation und niemand kann genau vorhersagen, wann sich der Markt wieder stabilisieren wird.

Eine der größten Herausforderungen bestand darin, überschüssig bestellte Komponenten entweder zu verschieben oder zu stornieren. Dies erforderte eine flexible Anpassung der Beschaffungsstrategien, um die Auswirkungen der Unsicherheit zu minimieren. 


Der HCOB Einkaufsmanagerindex (EMI) verlor auch zum Ende des 1. Quartals 2024 weiter an Boden. Der Negativtrend und die Nachfrageflaute der Industrie halten an. Welchen Einfluss hat die geopolitische/geoökonomische Lage auf Ihre Tätigkeit im internationalen Einkauf und wie reagieren Sie darauf?


Die geopolitische und geoökonomische Lage kann erhebliche Auswirkungen auf den internationalen Einkauf haben. Hier sind einige Aspekte, die meines Erachtens berücksichtigt werden sollten:

  1. Lieferkettenstörungen: Politische Spannungen, Handelskonflikte oder Naturkatastrophen können zu Unterbrechungen in globalen Lieferketten führen. Als Einkäufer müssen wir alternative Lieferanten identifizieren und Risikomanagementstrategien entwickeln, um die Auswirkungen zu minimieren.
  2. Währungsschwankungen: Politische Ereignisse können Währungsschwankungen auslösen. Dies beeinflusst die Kosten für importierte Waren und Dienstleistungen. Einkäufer sollten Währungsrisiken absichern und flexible Vertragsklauseln verwenden.
  3. Handelsabkommen und -sanktionen: Änderungen in Handelsabkommen oder Sanktionen können den Zugang zu bestimmten Märkten beeinträchtigen. Einkäufer müssen sich über aktuelle Entwicklungen informieren und ihre Beschaffungsstrategien entsprechend anpassen.
  4. Risikobewertung: Die geopolitische Lage erfordert eine kontinuierliche Bewertung von Risiken. Einkäufer sollten politische und wirtschaftliche Entwicklungen überwachen und ihre Beschaffungsstrategien anpassen, um Risiken zu mindern.
  5. Diversifizierung der Lieferantenbasis: Um weniger abhängig von bestimmten Regionen oder Ländern zu sein, sollten Einkäufer ihre Lieferantenbasis diversifizieren. Dies verringert das Risiko von Lieferengpässen.

Insgesamt ist es wichtig, als Einkäufer flexibel zu bleiben, sich ständig zu informieren und auf Veränderungen zu reagieren. Einkäufer sollten eng mit anderen angrenzenden Abteilungen wie beispielsweise Planung, Logistik und Finanzen zusammenarbeiten, um die Auswirkungen der geopolitischen Lage zu bewältigen.


Welche Auswirkungen spüren Sie in Ihrem Metier bei der rapiden Entwicklung Künstlicher Intelligenz (KI) bzw. dem Einsatz von KI?

 

Die rasante Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI) hat im Einkaufsbereich sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich gebracht. Hier sind einige Auswirkungen, die sich meines Erachtens auf den Einkauf auswirken könnten:

  1. Automatisierung von Routineaufgaben: KI-Tools und Integrationen können Routineaufgaben wie die Erstellung von Dokumenten, Dateneingabe und -analyse sowie Erstverhandlungen mit Lieferanten rationalisieren. Dadurch haben Einkäufer mehr Zeit für strategischere Aufgaben.
  2. Überwachung von Markttrends: KI-Algorithmen können Markttrends in Echtzeit überwachen und analysieren. Dies ermöglicht Einkäufern eine proaktive Entscheidungsfindung auf der Grundlage aktueller Informationen.
  3. Risikomanagement: KI kann bei der Analyse von Lieferantenleistung und Risikofaktoren helfen. Durch die Verarbeitung großer Datensätze können potenzielle Risiken frühzeitig erkannt werden.
  4. Effizienzsteigerung: KI kann den gesamten Einkaufszyklus produktiver gestalten, indem sie Fehler minimiert und zeitaufwändige Aufgaben automatisiert.
  5. Menschlicher Einfluss: Einkaufsteams müssen sich anpassen und die richtigen Prozesse anwenden, um das Potenzial von KI zu nutzen. Andernfalls könnten sie den Anschluss verlieren.

Es ist wichtig, KI nicht nur als Technologie, sondern als strategisches Werkzeug zu betrachten. Wenn Unternehmen KI akzeptieren und richtig einsetzen, kann sie den Einkauf auf dem Weg zum strategischen Partner des Unternehmens weiter voranbringen. Allerdings sollten Einkaufsteams die Risiken verstehen und sich darauf vorbereiten, um die Vorteile von KI optimal zu nutzen.


Was war das Besondere für Sie in der Zusammenarbeit mit Heuse Interim?

 

Die Kooperation mit Heuse Interim war äußerst positiv und geprägt von Vertrauen, Professionalität und Effizienz. Besonders hervorzuheben ist ihre agile und kundenorientierte Herangehensweise. Von Anfang an zeichnete sich die Zusammenarbeit durch Offenheit, Ehrlichkeit und Transparenz aus. Besonders schätzte ich, dass bei Heuse keine komplizierten Verträge erforderlich waren – hier galt das Motto “ein Mann, ein Wort”.

Wir danken Herrn Walleser herzlich für das Interview!


Über die Walthan AG
Die Walthan AG ist ein Schweizer Unternehmen, das mittelständische Unternehmen in verschiedenen Branchen bei der Optimierung ihrer Beschaffungsprozesse unterstützt. Ihr interdisziplinäres Team aus Ingenieuren und Einkäufern nutzt digitale Lösungen wie Datenanalyse und KI, um Effizienz zu maximieren. Ihre Dienstleistungen umfassen Procurement as a Service (PaaS), Future as a Service (FaaS) und Interim Procurement, um Herausforderungen wie hohe Materialkosten und ineffiziente Prozesse zu bewältigen.